Glücklich kann sich derjenige schätzen, der seine Katze nie in ein Auto verfrachten muss. Denn für die meisten Katzen ist eine Autofahrt der Horror. Ihre Klagerufe machen auch jedem Mitfahrer die Fahrt zur Qual.

Warum hassen die meisten Katzen das Autofahren?

Ein Grund dafür ist mit Sicherheit das Gehör der Katzen, das dem des Menschen um ein Vielfaches überlegen ist. Katzen hören wesentlich mehr Töne als wir, gerade im oberen Bereich, wo bei uns Funkstille herrscht. Denn sie müssen ja das Gepiepse der Mäuse hören, wenn sie sie orten wollen. In der häuslichen Umgebung kennt unsere Fellnase sämtliche Geräusche des Alltags und weiß sie einzuordnen. Der Lärm in unseren Haushalten, angefangen bei den Elektrogeräten, der Musik bis hin zum Kindergeschrei, müsste in den Katzenlauschern wahre Höllenqualen auslösen. Aber man geht davon aus, dass Katzen die Gabe besitzen, auch Geräusche auszublenden, wenn sie sie kennen.

Rousseau genießt das Kraulen des Bauches.

Mein Feind – das Auto

Im Auto ist das anders. Hier ist alles fremd. Die Vielzahl der unbekannten Geräusche ist so beängstigend, dass unsere Fellnase in höchste Not gerät. Da sie ja auch in einer Transportbox eingesperrt ist und der Gefahr nicht entrinnen kann, fühlt sie sich ihr schutzlos ausgeliefert und das bringt sie in Panik.

Sari versteckt sich hinter der Skulptur.

Katzenachterbahn

Dazu kommt, dass unsere Schnurrer einen hyperfeinen Sinn für Erschütterungen und Vibrationen haben, sodass man vielleicht eine Autofahrt für Katzen mit der Fahrt eines Neunzigjährigen in einer Achterbahn vergleichen könnte. Allerdings hört man bisweilen auch von richtigen Zen-Meistern unter den Fellnasen, die in der Lage sind, alles um sich herum auszuschalten und in sich selbst zu versinken. Völlig entspannt entsteigen sie dann am Ziel ihrer Box.

Rousseau auf dem Kratzbaum

Unsere erste Katze

Kaum eine unserer Katzen hat im Auto so gelitten wie unser erster Kater Micky. Fahrten mit ihm waren für alle die reinsten Folterveranstaltungen. Da wir anfangs noch keinen Katzensitter hatten, mussten wir ihn einmal mitnehmen, als wir unsere Eltern im 350 km entfernten Schwarzwald besuchten. Mickys Krallenkraft hätte jedem Tiger Ehre gemacht, sodass es lebensgefährlich gewesen wäre, ihn nur an der Leine zu transportieren. So saßen wir dann im Auto, Micky angeschnallt auf dem Rücksitz. Das Seitenfenster war wegen eventuell einfallender Sonnenstrahlen abgedeckt, die Klimaanlage ausgeschaltet und die Fenster wegen Zugluft geschlossen. So fuhren wir bei meinen Eltern nach 3 Stunden dann vor. Sie konnten meinen hitzegeschädigten Mann in letzter Sekunde vor dem Kollaps gerade noch aus dem Auto ziehen. Ich hatte einen leichten Hörschaden und Micky war so heiser, dass er nur noch krächzen konnte.

Sari schläft auf Herrchens Arm.

Die Katze meiner Mutter

Das traurigste Beispiel dafür aber, was eine Autofahrt bei Katzen bewirken kann, war das Schicksal der Perserkatze meiner Mutter. Billy, ein wunderschöner Perser/Maine Coon-Kater, war das beschauliche Leben bei einer Rentnerin gewöhnt, die jeglichen Stress von ihm fernhielt. Ich denke, dass meine Mutter – leider – die Furcht der Katze noch kultiviert hat. So entstand z. B. schon aus dem wöchentlichen Herannahen des Müllfahrzeugs ein Ritual des Schreckens. 

Im 10. Lebensjahr riss dem Kater beim Sprung vom Küchenschrank eine Sehne des Fußes. Er war bis dahin völlig gesund und kannte  den örtlichen Tierarzt nur durch das Impfen. Dieser empfahl meiner Mutter nun, Billy in eine 40 km entfernte Katzenklinik zu bringen. Leider hatten weder er noch meine Mutter geahnt, was das für den Kater bedeutete. Die Fahrt dorthin wurde für Mensch und Tier zur Tragödie: Billy erlitt ein Kreislauf- und Nierenversagen, wovon er sich nicht mehr erholte und nach wenigen Tagen starb.

Sari beim Spiel

Meine Tipps zum Autofahren

Alle meine folgenden Katzen entwickelten zum Glück nicht mehr diese panische Angst vor dem Autofahren. Ich versuche aber auch etwas dagegen zu tun.

Nie ohne meinen Kumpel

So fahre ich nie nur mit einer Katze alleine zum Tierarzt. Denn bekanntermaßen ist ja geteiltes Leid nur halbes Leid, und daher liegen immer beide Katzen zusammen in der Transportbox und können sich gegenseitig trösten.

Medikament

Hätte ich allerdings große Angsthasen, würde ich nicht zögern, ihnen ein leichtes Beruhigungsmittel nach Absprache mit dem  Tierarzt zu geben. Denn ich möchte meinen Katzen Horrorerlebnisse ersparen. ( In der Werbung werden auch verschiedene Pheromonsprays empfohlen.)

Zwei, die sich lieben.

Katzenkorb

Unser Katzenkorb steht immer schon einige Tage vor der Fahrt im Wohnzimmer. Ich bestücke ihn mit Spielzeug und Leckerlis, sodass er zu einem ganz normalen Anblick für die Katzen wird. Da sich die Katzen immer gerne auf unsere Pullis legen, polstere ich die Box mit einem alten Pulli aus.

Geräusche im Auto

Während der Fahrt vermeide ich alle zusätzlichen Geräusche.  So bleibt z. B. das Radio aus. Ich rede beruhigend auf die Katzen ein, dass sie sich einigermaßen sicher fühlen können, und vermeide wilde Fahrmanöver und scharfe Bremsvorgänge. Abfällige Reaktionen der anderen Autofahrer ignoriere ich einfach.

Zugluft

Die Klimaanlage schalte ich erst kurz vor der Schnappatmung ein, da Zugluft für Katzen nicht gut ist.

Begleitung

Wenn es möglich ist, heuere ich  meinen Mann als Fahrer an, damit ich neben den Katzen sitzen und sie ablenken kann.

 

Zum Glück haben wir eine wunderbare Katzensitterin, sodass sich für unsere Schnurrer keine weiteren Fahrten außer den Tierarztbesuchen ergeben.

Die Fahrt zum Tierarzt ist für Mensch und Tier meistens eine besondere Herausforderung. Dazu meine Geschichte:

Der Gang zum Tierarzt

Hier ein Beitrag zum Thema Ängste:

Wann unsere Katzen leiden