Wer nicht will, dass eines Tages eine Maus unter seinem Esstisch verzehrt wird, darf sich keine Katze zulegen. Zumindest keine mit Freigang. Aber selbst in Hochhauswohnungen können sich Mäuse einschleichen, die die verschlafensten Stubentiger zum wilden Weidmann werden lassen.
Deshalb fangen Katzen Mäuse
Die Lieblingsspeise der Katzen wären Mäuse. Darauf sind sie programmiert. Das weiß ja nun jeder. Aber heutzutage müssen unsere Hauskatzen keine Mäuse mehr fangen, weil sie Hunger haben. Sie machen das aus reinem Jagd- und Spieltrieb. Und wenn sie dabei ein Mäuschen erlegen, das sich – aus welchen Grund auch immer – in unser Domizil verirrt hat, …. umso besser.
Eine Maus im Haus
Ausgesprochen blöd ist es alledings, wenn man als Katzenbesitzer eine Mausphobie hat und selbst die Spielmäuse nur mit dem Taschentuch anfassen kann. So eine Kandidatin bin leider ich. Also versucht man vorzubeugen: Kein Schnurrer darf, ohne dass eine Gesichtskontrolle stattgefunden hat, vom Garten ins Haus treten. Die Terrassentür ist durch ein Fliegengitter gesichert, das man natürlich auch schließen muss, wenn es wirksam sein soll!!
Mein Mann sieht das leider nicht so eng. Seine Nachlässigkeit hat bei mir kürzlich fast einen Herzinfarkt ausgelöst. Ich stand nichtsahnend eines Sonntags am Herd, die Küchentür flog auf und Rousseau stürmte herein. Ein Blick und ich hatte die Lage erfasst: Zwischen seinen Zähnen hing eine riesige Maus, die verzweifelt piepste. Dass mein Herz nicht stehen geblieben ist, scheint mir heute noch wie ein Wunder. Rousseau wollte mir voller Stolz seinen Fang präsentieren. Aber anstatt seine Beute zu würdigen, stieß ich einen Schrei aus, der dem einer Wahnsinnigen glich. Vor Schreck ließ er die Maus natürlich los, die sofort eine Ritze in der Einbauküche fand, hinter der sie verschwand. Mein Mann stürzte herbei, weil er dachte, ich befinde mich in Lebensgefahr.
Auf der Suche nach der Maus
Als er mich im Wohnzimmer – auf einem Stuhl stehend – vorfand, wusste er sofort, was los war. Ihm war klar, dass er der Verursacher der Chose war, und setzte nun alles daran, die Maus ausfindig zu machen. Das Mittagessen fiel aus, weil er damit beschäftigt war, die Küchenzeile abzubauen, hinter der sie saß. Und Rousseau? Dieser Egoist. Als er festgestellt hatte, dass für ihn der Braten unerreichbar war, verzog er sich desinteressiert ins Schlafzimmer zum Mittagsschlaf. Nachdem nur noch Spülmaschine und Herd standen, entdeckten wir die Maus unter dem Parkett. Und es war unmöglich, sie dort herauszuholen.
Also beschlossen wir abzuwarten und zu hoffen, dass sie, sobald sie der Hunger übermannte, aus ihrem Versteck kommen würde. Aber das konnte dauern. Hilfreich wäre natürlich eine Mausefalle gewesen. Aber wer hat schon eine Mausefalle auf Vorrat im Haus? Und es war Sonntag.
Der Spuk ist vorbei
Wir, zwei Fellnasen, mein Mann und ich, sitzen also zwischen den abgebauten Küchenschränken im Wohnzimmer vor dem Fernseher, schauen einen Tatort-Krimi und warten auf die Maus. Ich natürlich in kurzer Entfernung zu einem Sideboard, vor das ich einen Stuhl gestellt hatte, um es im Ernstfall schneller erklimmen zu können. Gegen 21.00 Uhr werden die Katzen auf meinen Beinen plötzlich unruhig, spitzen die Ohren und richten sich auf. Und bevor wir etwas erkennen, macht unser Athlet von Rousseau einen Satz und hat die Maus zwischen den Krallen. Die Suche nach etwas Essbarem hatte sie tatsächlich quer durch das Wohnzimmer getrieben.
Mein Mann bewahrt die Ruhe, und dafür liebe ich ihn, während ich schon auf dem Sideboard balanciere. Er geht langsam auf Rousseau zu, lobt ihn ob seiner Geschicklichkeit, dirigiert ihn sanft zur Terrassentür und öffnet sie. Dann geht er hinaus und Rousseau trottet mit Beute gutmütig hinterher. Ich flitze herbei und werfe die Tür zur. Gerettet!! Was haben wir für einen wundervollen Mäusefänger!! Aus sicherer Entfernung sehe ich, wie er plötzlich die Maus loslässt, um mit ihr zu spielen. Diese nutzt ihre Chance und huscht todesmutig ins Gebüsch.
Die Recherche über das weitere Schicksal der Maus ergab leider keine Erkenntisse.
Was ich noch sagen wollte
Wesentlich unappetitlicher sind die Mäuse-Erlebnisse mit meinen vorherigen Katzen. Sie töteten die Mäuse, brachten sie mit und verzehrten sie im ganzen Haus. Wir durften dann die Überreste entsorgen und die Blutflecken wegwischen.
Einmal war bei uns unter der Terrassentür eine Schwachstelle, in die sich ein kleines Mäuschen verirrt hatte. Sie schien nicht heraus zu können. Unser damaliger Kater saß tagelang an der Tür und wartete. Eines Morgens, als ich beim Frühstück saß, entdeckte ich, dass eine der drei grauen Spielmäuse unter dem Tisch eine tote Maus war. Unser kleiner Hauskater, der noch nie eine lebende Maus gesehen hatte, muss sie beim Verlassen des Lochs gepackt haben. Wahrscheinlich hatte er so lange mit ihr gespielt, bis sie tot war.
Unser erster Kater, ein leidenschaftlicher Mäusefänger, verzehrte einmal an Pfingsten eine Maus unter unserem Esstisch im Wohnzimmer, während wir mit Gästen auf der Terrasse zu Mittag aßen. Zum Glück hatten sie es nicht gesehen.
Aber es gibt noch eine Steigerung. Einmal fraß er eine hochschwangere Maus und ließ die Gebärmutter mit 6 kleinen Embryos auf der Terrasse liegen. Da war mir wirklich der Appetit vergangen.
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