Möglicherweise haben Sie auch schon mal einige Tropfen Urin an Ihrem schönen Sofa entdeckt. Dann haben Sie eine Katze, die markiert.
Beim Markieren handelt es sich nicht um die klassische Unsauberkeit bei Katzen. In beiden Fällen setzen Katzen Urin (in seltenen Fällen beim Markieren auch Kot) außerhalb des Katzenklos ab. Allerdings sind die Gründe ihres Handelns unterschiedlich.
Was ist Harnmarkieren?
Auf jeden Fall ist es einer der häufigsten Gründe, weshalb Katzen ausgesetzt werden oder im Tierheim landen. Beim Harnmarkieren steht die Katze, drückt ihren Rücken durch und trippelt mit den Hinterbeinen, während der Schwanz aufrecht steht und zittert. Zum Teil bleibt es bei dieser Haltung, vor allem bei freudiger Erregung. Aber oft spritzt sie gleichzeitig einen Urinstrahl gegen die zu markierende Stelle.
Jede unserer Katzen hatte unterschiedliche Gewohnheiten. Unser Lebenskater Micky markierte von morgens bis abends den ganzen Garten, aber niemals verlor er einen Tropfen im Haus. Er beließ es beim Schwanzzittern. Unser Sammy beobachtete hinter dem Fenster die Katzen, die draußen vorbeistreiften, und konnte dabei manchmal nach hinten in den Vorhang markieren. Rousseau, unser aktueller Kater, hat vor allem im Frühjahr das Bedürfnis, mit einigen Spritzern der Katzenwelt draußen mitzuteilen, dass verschiedene Gegenstände im Haus sein eigen sind.
Warum markiert meine Katze?
Informationsaustausch
Katzen markieren aus unterschiedliche Gründen. Sie haben ein ausgeklügeltes Kommunikationssystem, mit verschiedenen Markierungsmöglichkeiten ihren Artgenossen mitzuteilen, wo die Grenzen ihres Reviers sind, oder aber Informationen über sich selbst zu geben. Z. B. War gerade da, komme immer freitags, habe eine Mordswut, bin topfit usw.
Abbau von Erregungszuständen
Katzen markieren aber nicht nur, um anderen Artgenossen etwas mitzuteilen, sondern auch aus Aggression und/oder Angst oder um Spannungen abzubauen. Ursachen dafür sind bei Freigängern z. B. Auseinandersetzungen mit Nachbarkatzen. Aber auch Wohnungskatzen können durch Beobachten fremder Katzen vor dem Fenster in höchste Erregung versetzt werden, die sie abbauen müssen.
Die Gründe, warum Wohnungskatzen harnmarkieren, sind vielfältig. Auf jeden Fall sollte man als Erstes den Gesundheitszustand seines Tieres vom Tierarzt abklären lassen. Denn körperliches Unwohlsein fördert das Markieren auch. Im Mehrkatzenhaushalt kommt es immer wieder zu Revierkonflikten. Katzen wollen ihre Besitzansprüche geltend machen, fühlen sich unterdrückt, werden drangsaliert oder fühlen sich von ihrem Halter vernachlässigt. Der Einzug eines neues Partners oder eines Babys bringt alle Besitzverhältnisse durcheinander. Die Katze ist deshalb vielleicht frustiert oder aufgeregt. Es ist ein neue Konkurrenzsituation entstanden.
Ängste der Katzen
Es gibt ängstliche Katzen, die bei Veränderungen in ihrem Lebensumfeld unter starker Trennungsangst leiden. Sie wollen sich dann mehr mit sich selbst umgeben. Deshalb markieren sie und fühlen sich durch ihren eigenen Duft sicherer. Je ängstlicher also eine Katzen ist, desto mehr hat sie das Bedürfnis nach vertrauten Gerüchen, ihrem eigenen in ihrer Umgebung.
Katzen wollen ihren Besitzer nicht bestrafen
Viele Gründe habe ich in meinem Beitrag zum Thema Unsauberkeit beschrieben. Sie gelten auch für das Harnmarkieren. Eines aber muss ich immer wieder betonen: Unsere Katzen wollen uns durch ihr Verhalten nicht bestrafen! Häufig hört man, wenn Katzen in ein Bett markieren oder pinkeln: “Sie hasst mich und will mich bestrafen, weil ich einen neuen Freund habe!” Das ist menschliche Denkweise. Katzen ticken so nicht. Das Bett trägt sehr stark unseren Geruch. Katzen wollen sich daran reiben, ihren Geruch mit unserem vermischen. Sie wollen eher damit sagen: “Ich liebe dich, du gehörst mir! “Denn sie haben Angst, dass ein anderer ihnen diesen Platz streitig machen will.
Das freundliche Markieren, Gesicht und Körper
Außer dem Harmarkieren gibt es auch andere Formen der Kommunikation, die wir mögen und die uns nicht stören. Sie dienen vor allem der sozialen Bindung. Katzen übertragen ihre Duftstoffe, die Pheromone, über Drüsen im Gesicht und am Körper auf die Gegenstände unserer Wohnung. Sie reiben sie an Tischen, Stühlen, Türpfosten oder auch an unsere Beine und in unser Gesicht. Sie vermischen sie mit unserem Körpergeruch und fördern damit die Gruppenzugehörigkeit. Daher sollte man seine Wohnung nicht ständig klinisch sauber halten wollen und alle Duftstellen entfernen. Wenn unsere Katze den Kopf an unserem reibt, will sie ihre Zuneigung und Verbundenheit ausdrücken.
Als weitere Möglichkeit des Markierens gibt es das Kratzmarkieren. Einerseits dient das Krallenwetzen der Krallenpflege und der Bewegung, andererseits ist es eine Form des Reviermarkierens, das auch Spannungen und aufgestaute Gefühle abzubauen hilft.
Katzen sind sehr sensible Wesen
Viele glauben, eine Katze sei anspruchs- und bedürfnislos. Deshalb sei es einfacher eine Katze zu halten als einen Hund. Die Katzenseele ist aber sehr sensibel und verletzlich. Katzen registrieren alles um sich herum und haben Angst, ihre Bezugspersonen zu verlieren. Deshalb ist es wichtig, das Selbstbewusstsein unserer Fellnase zu stärken. Das gelingt sehr gut im Spiel. Wir sollten deshalb jeden Tag mit unserem Liebling einige Jagdsequenzen einplanen. Wichtig ist dabei, dass die Katze die Beute auch zu fassen bekommt. Daher sind Laserpointer eher ungeeignet und frustierend. Ein Tier braucht Erfolgserlebnisse, um glücklich zu sein.
Was kann ich gegen das Markieren unternehmen?
Ursachenforschung
Zuerst sollte ich mich fragen: Wie ist überhaupt das Verhältnis zu meiner Katze, kann sich eine Katze bei mir wohlfühlen, was hat sich in letzter Zeit in meinem Haushalt verändert? Denn wurde die Ursache für das Markieren gefunden, ist das Problem schon halb gelöst, weil man gegensteuern kann. Probleme könnten sein:
- Meine Katze fühlt sich körperlich nicht wohl, ist krank, wurde verletzt, hat Zahnprobleme. Daher Check-up beim Tierarzt.
- Mein Tagesablauf hat sich geändert. Ich stehe meiner Katze nicht mehr wie gewohnt zur Verfügung. Sie bekommt nicht mehr so viel Aufmerksamkeit, weil ich mehr außer Haus bin.
- Die Fütterungszeiten haben sich verschoben.
- Wechsel der Futtermarke.
- Die Katze darf nicht mehr in meinem Bett schlafen oder an anderen Plätzen, die für sie interessant sind.
- Ich schimpfe mit meiner Katze oder einem anderen Tier im Haushalt und bestrafe sie. Ich schreie meine Katze an, weil ich so im Stress bin.
- Ein Baby oder ein neuer Partner ist eingezogen. Es kommt zu Spannungen. Meine Katze hat Angst, mich zu verlieren. Sie mag meinen neuen Partner nicht. Sie kommt wegen des Babys etwas zu kurz.
- Ich habe einen fremden Geruch oder einen fremden Gegenstand ins Haus gebracht.
- Ich renoviere die Wohnung.
- Ich bin umgezogen.
- Ich habe einfach zu wenig Zeit, um jeden Tag das Katzenklo auszuräumen.
- Meine Katze hat zu wenig Spielmöglichkeiten. Ihr Leben ist zu langweilig. Sie wartet den ganzen Tag, bis ich nach Hause komme. Und wenn ich endlich eintreffe, bin ich zu müde, um mich mit ihr zu beschäftigen.
Im Mehrkatzenhaushalt
- Mehrere Katzen müssen sich die Futter- und Wasserplätze teilen, die alle am selben Ort sind.
- Die markierende Katze verträgt sich plötzlich mit einer anderen Katze nicht mehr, wird schikaniert. Eventuell hat auch ein Freigänger mit einer Katze im Garten ein Problem und reagiert seine Aggression an einer anderen Katze ab, die dann anfängt im Haus zu markieren.
- Das Katzenstreu wurde gewechselt.
- Die Katzenklos sind ungünstig verteilt, zu weit entfernt, an unruhiger Stelle, werden zu selten ausgeräumt. Es gibt zu wenig Toiletten. Eine Katze verstellt der anderen den Weg zum Katzenklo.
Reviermarkieren eindämmen
Das Reviermarkieren ist die häufigste Form des Markierens. Katzen wollen ihr Revier vor anderen Katzen schützen. Freigänger fühlen sich bedroht von Katzen, die in ihrem Revier umherstreifen, aber auch Wohnungskatzen, die von innen Eindringlinge im Garten beobachten. Katzenpsychologen empfehlen, die Sicht auf diese fremden Katzen durch Tücher zu versperren und Maßnahmen zu ergreifen, fremde Katzen vom Grundstück fernzuhalten. Dies ist m. E. aber nur bei kleinen Flächen möglich. Hier gibt es verschiedene Katzenschreckgeräte, die auf Bewegungsmelder reagieren, z. B. Wassersprenger, oder Geräte, die Luftstöße abgeben oder Töne ausstoßen. Ich selbst habe damit keine Erfahrung.
Unordnung beseitigen
Katzen markieren und urinieren gerne auf Dinge, die herumliegen. Daher ist absolute Disziplin beim Aufräumen angesagt. Wenn man weiß, dass seine Katze gerne in das Hemd, das auf dem Boden liegt, markiert, muss es einfach aufgehängt werden. Sämtliche Klamotten sollten im Schrank verstaut und Zeitungen außer Reichweite deponiert werden, da Katzen gerne auf Zeitungen pinkeln. Gerne wird auch senkrecht an Wände, Papierkörbe, Regale und Schränke markiert.
Wichtig ist, dass alle Stellen, die betroffen sind, gründlich mit Neutralreiniger gereinigt werden. Empfohlen werden auch Enzymreiniger. Außerdem soll man dann einen Geruchsentferner aus dem Zoogeschäft darauf sprühen. Bei uns hat das allerdings wenig genützt. Haftet noch ein bisschen Uringeruch, lädt er zum erneuten Markieren ein. Daher ist es eventuell sinnvoll, nach der Reinigung Bereiche mit Folie abzukleben, um den Duft zu überdecken. Leider muss manches einfach auch weggeworfen werden.
Ablenken
Katze beobachten. Wenn sie anfängt zu schnuppern und den Schwanz zu heben, am besten von der Stelle mit einem Spielzeug weglocken und mit ihr spielen.
Keine Bestrafung
Sollte die Katze trotzdem markieren, Stelle gründlich reinigen. Nicht schimpfen, nicht schreien und nicht bestrafen. Dadurch wird das Verhältnis zum Tier nur noch gestörter. Es baut noch mehr Ängste und Spannungen auf.
Markierte Stelle unattraktiv machen
Die Stelle für eine gewisse Zeit unzugänglich machen (verbarrikadieren, Absperrungen), mit Alufolie schützen. Sie hat einen Vorteil: Wenn der Urin auf die Alufolie trifft, spritzt es, wodurch ein Geräusch entsteht. Beides kann unangenehm für Katzen sein. Diese Maßnahme habe ich selbst schon mit Erfolg angewendet.
Stressabbau und Verbesserung der Lebensbedingungen
- Hier empfiehlt Mieshelle Nagelschneider: An der Stelle, an der markiert wird, 30 Tage lang täglich mit der Katze eine Jagdsequenz mit der Angel o. Ä. zu Ende spielen. Durch das Jagen, Töten und Fressen der Beute (imaginär) empfindet die Katze Erfolg, baut Stress und überschüssige Energie ab. Außerdem erhält sie wieder Selbstbewusstsein. So bekommt der Ort, der stressbehaftet war, eine neue, positive Bedeutung.
- Pheromonzerstäuber im Haus verteilen. Die markierten Stellen mit Pheromonspray einsprühen. Alle Bereiche, die die Katze markieren könnte, in etwa 20 cm Höhe, also in Katzennasenhöhe, einsprühen (z. B. Türrahmen, Möbelkanten, Tisch-, Stuhlbeine usw.)
- Wenn möglich, das, was die Katze stresst, abstellen. Ein neuer Partner muss sich mit dem Tier anfreunden, es füttern, streicheln, bürsten, mit ihm spielen. Blickkontakt mit der Katze vermeiden. Beim Ansehen immer blinzeln, wie es auch Katzen tun. Anfangs sollte sich der Partner in einiger Entfernung und möglichst auch auf dem Boden befinden. Sobald sich die Katze nähert, Leckerlis verteilen. Ist der Familienzuwachs ein Baby sollte die Anwesenheit des Kindes immer mit positiven Erfahrungen für die Katze verbunden sein. (Leckerlis, Spiel- und Streicheleinheiten.)
Was kann man sonst noch alles machen?
Es gibt verschiedene Bücher, die ausführliche Hilfen bei Unsauberkeit und Harnmarkieren geben, die ich unten angeführt habe. Allerdings muss auch gesagt sein, dass das Problem manchmal einfach nicht vollständig in den Griff zu bekommen ist. In ganz extremen Fällen muss man sich als letzte Konsequenz dann vielleicht auch fragen, ob ein Tier nicht in einem anderen Haushalt mit Bezugspersonen, die mehr Zeit haben oder vielleicht auch einen katzensicheren Garten, glücklicher wäre.
Wer sich für eine Katze entschieden hat, muss sich letzendlich klar darüber sein, dass er mit einem Tier zusammen wohnt, das noch einen großen Teil an Ursprünglichkeit und Wildheit in sich trägt. Dazu gehört auch das genetisch bedingte Markieren. Wie soll eine Katze verstehen, dass sie es unterlassen soll? Man muss sich eher wundern, dass nicht noch viel mehr Fellnasen im Haus markieren.
Hilfen
empfohlen wird häufig: Feliway. Künstlich hergestellte Pheromone, als Zerstäuber und als Spray.
Feliway-Diffuser wird in die Steckdose gesteckt und verströmt die gleichen Pheromone wie die, die Katzen selbst produzieren und mit denen sie ihre Umgebung und den Menschen markieren. Das Spray kann man ein- bis zweimal pro Tag auf die gut gereinigten Markierstellen sprühen. Diese Pheromone entspannen und beruhigen die Katzen. Allerdings sind sie kein Allheilmittel und bleiben ohne die Bekämpfung der Ursachen des Markierens wirkungslos.
Literaturangaben:
Literatur, die ich verwendet habe und die ausführlich über das Problem Markieren und andere kätzische Verhaltensweisen informiert:
Christine Hauschild: Stille Örtchen für Stubentiger – Unsauberkeit bei Katzen verstehen und Lösungen finden,
ISBN 9783837022254. Dieses Büchlein beschreibt mit einfachen Worten das Problem und versucht Hilfen zu geben.
Mieshelle Nagelschneider: Tipps von der Katzenflüsterin, arkana 2013, ISBN 978-3-442-33867-2
Jackson Galaxy: Der Katzenflüsterer, PLAZA 2019, ISBN 978-3-95843-882-8
Hier der Link zu meinem Blogartikel zur Unsauberkeit bei Katzen.
Hier noch zwei lustige Geschichten über Sari zum Thema:
Die Qual der Wahl beim Katzenklo
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