Wer plötzlich entdeckt, dass sein süßes Samtpfötchen ein Katzenklo hinter der neuen Couch installiert hat, ist entsetzt und enttäuscht zugleich. Er fragt sich, wie kann man mir so etwas nur antun. Es gibt doch überhaupt keinen Grund dazu, wo ich doch alles für meinen Liebling tue. Aber anscheinend gibt es da unterschiedliche Sichtweisen von Katze und Mensch.
Gründe für die Unsauberkeit von Katzen
Vielleicht hat unsere Fellnase ein Leiden, von dem wir noch nichts wissen. Daher steht zu Beginn aller unserer Überlegungen und Maßnahmen der Gang zum Tierarzt, um das abzuklären. Wenn dann feststeht, dass sie ganz und gar körperlich gesund ist, können wir uns den Kopf zerbrechen, woran es liegen könnte, dass sie uns Probleme macht.
Häufig wird geglaubt, Katzen wollten einen durch ihr Fehlverhalten bestrafen. Das wird von den Fachleuten bestritten. Aber sie zeigen uns ihre Befindlichkeiten oder ihr Missfallen. Wenn gesunde Tiere unsauber werden, müssen wir die Ursachen in der Umgebung oder bei uns selbst suchen. Und – ehrlich gesagt – wie viele Möglichkeiten hat eine Katze denn, um sich uns mitzuteilen? Sie kann miauen, kratzen, beißen und…. Urin oder Kot absetzen. Das bedeutet, dass wir uns vor allem fragen müssen, was hat sich in letzter Zeit verändert. Bei diesen Überlegungen sollten wir aber beachten, was unsere Katze eigentlich für einen Charakter hat. Es ist nämlich ein Unterschied, ob zu einer ängstlichen kleinen Maus ein freche Kater einzieht oder zu einer schlagfertigen erfahrenen Kätzin. Genauso stört es einen wilden Freigänger wenig, wenn im Wohnzimmer Bauarbeiten vorgenommen werden, ein scheues Wohnungskätzchen aber schon.
Folgende Fragen könnten wir uns also stellen, wenn wir die Unsauberkeit an der Wurzel packen wollen:
Was die Persönlichkeit der Katze betrifft:
Habe ich ein besonders ängstliches Exemplar? Ist sie eher dominant? Sucht sie sehr stark meine Nähe oder liebt sie eher die Distanz? Mag sie andere Katzen/Hunde oder kann sie sie nicht ausstehen? Will sie die Gesellschaft von Menschen oder zieht sie sich lieber zurück, wenn Besuch kommt? Ist sie sehr schreckhaft? Ist sie den Freigang gewöhnt oder ist sie eine reine Wohnungskatze?
Was die Umgebung betrifft:
Ist eine neue Katze eingezogen? Gibt es genügend Katzenklos und sind diese gut zugänglich und sauber? Wird eine Katze gemobbt? Haben alle helle Sitz- und Liegemöglichkeiten in der Nähe der Bezugspersonen (nicht einsam im Keller)? Hat jede Katze einen Rückzugsort, an dem sie sich sicher fühlt. Gibt es genügend Futter- und Trinkmöglichkeiten? Darf auch in der Wohnung gespielt werden? Gibt es Spielzeug? Verbiete ich meinen Katzen plötzlich Räume zu benutzen, in die sie bis jetzt gehen durften? Bin ich umgezogen?
Was mein persönliches Verhältnis zu meinen Fellgenossen betrifft:
Habe ich in letzter Zeit weniger Zeit mit meinen Katzen verbracht? Spiele ich noch mit ihnen? Bevorzuge ich vielleicht plötzlich eine Katze? Bin ich gereizt und schreie meine Katzen an? Leben neue Mitbewohner bei mir? Lasse ich meine Katzen häufiger allein? Gibt es plötzlich laute Geräusche im Haus (Handwerker)/vor dem Haus, die meine Tiere ängstigen? Haben meine Tiere, die immer in den Garten durften, keinen Freigang mehr?
Katzen sind Gewohnheitstiere
Katzen lieben die Harmonie und hassen nichts mehr als die Veränderung. Das haben mir meine Fellnasen deutlich vor Augen geführt, als wir diesen Sommer eine Komplettrenovierung unseres Wohnbereichs mit wochenlangen lauten Handwerksarbeiten vornahmen. Dazu kam, dass sie aus Sicherheitsgründen tagsüber in kleine Räume eingesperrt werden mussten und ihre deckenhohen Kratzbäume nicht hatten. Auch war ich häufig abends einfach zu kaputt, um noch mit ihnen zu spielen. Die Folgen waren wie aus einem Lehrbuch für Katzen: Sie begannen damit, vor das Katzenklo zu pinkeln, dann daneben. Aber wir hatten Glück: Die Pinkelaktion beschränkte sich auf das Katzenklo im Keller. Sehr anständig, finde ich!
Kotabsetzen außerhalb des Katzenklos
Unser letzter Kater, der sehr ängstlich war, mochte es nicht, wenn fremde Personen ins Haus kamen. Am schlimmsten empfand er Übernachtungsgäste. Sobald das Haus wieder leer war, setzte er irgendwo ein Häufchen hin. Auch war es ihm ein Graus, wenn ich einmal ein paar Tage weg war und mein Mann ihn betreuen musste – obwohl er ihn liebte. Seltsamerweise verhielt er sich bei ihm vorbildlich. Aber sobald er hörte, dass ich im Anmarsch war, drückte er noch schnell ein Würstchen in den Flur, das für mich beim Eintreten unübersehbar war.
Was kann man tun, um Katzen die Unsauberkeit abzugewöhnen?
Da sind sich die Katzenpsychologen einig: Schreien, schimpfen, die Nase in Kot oder Urin drücken, einsperren- das alles nützt gar nichts. Katzen verlieren dadurch nur das Vertrauen zu ihrem Menschen, sodass das Verhältnis noch gestörter wird. Das unerwünschte Verhalten wird fortgesetzt.
Daher muss man überlegen, was hat sich in der Umgebung verändert oder was mache ich anders. Wenn einem das klar ist, kann man aktiv werden und Abhilfe schaffen, sofern die Umstände es zulassen. Sicher wird das nicht immer möglich sein. Wer nach einer Scheidung z. B. aus einem großen Haus mit drei Katzen in eine kleine Wohnung ziehen muss, wird möglicherweise unlösbare Probleme haben.
Wichtige Aktionen zur Abhilfe
- Die verschmutzten Stellen gründlich mit Enzymreiniger reinigen. (Die Lappen wegwerfen.) Anschließend die Stellen mit Geruchsbinder besprühen. Einwirken lassen. (Wichtig: Wenn wir nichts mehr riechen, riecht unsere Samtpfote immer noch etwas.)
- Alles, was die Katzen zum Urinieren animiert, wegnehmen. (Plastikbeutel, Tücher, Papier. Jede Katze hat andere Vorlieben.)
- Katzenklos mehrmals am Tag reinigen.
- Mehrere Katzenklos aufstellen. Die Plätze müssen attraktiv sein. Eine Fluchtmöglichkeit muss bestehen, sodass (bei mehreren Katzen) eine Katze nicht bedrängt werden kann.
- Manchmal wird geraten, ein Katzenklo dort aufzustellen, wo die Katze uriniert hat. Die Gefahr ist, dass sie dann diesen Platz als festen Pinkelort ansieht und diese Toilette nicht mehr entfernt werden kann. Deshalb wird davon abgeraten.
- Auf Stellen, die gerne benutzt werden, Alufolie legen. Katzen mögen das nicht, weil der Urin spitzt, wenn er auf der Folie aufkommt.
- Eine Methode der bekannten Katzenpsychologin Mieshelle Nagelschneider: Die verschmutzen Stellen bei den Katzen mit Instinkten verknüpfen, die mit dem Urinabsatz unvereinbar sind, z. B. die Nahrungsaufnahme.
- Bei vielen verunreinigten Stellen einen Teil der Flächen absperren. Dann sukzessive eine Stelle nach der anderen mit positiven Instinkten verknüpfen. (Wie das geht, beschreibt die Katzenpsychologin in ihrem Buch, siehe Ende des Artikels.)
- Die äußeren Umstände und mein Verhalten ändern.
Was hat bei meinen Katzen zum Erfolg geführt?
Nachdem bei uns die gröbsten Renovierungsarbeiten vorbei waren, die Katzen wieder alle Räume benutzen konnten und ihre Kratzbäume hatten, war die Pinkelphase vorbei. Zusätzlich nehme ich mir jetzt wieder mehr Zeit, um mit den Katzen zu spielen. Denn offensichtlich war das tägliche Spiel zu kurz gekommen. Das Kellergeschoss ist aufgeräumt. Allerdings liegt nach wie vor Alufolie aus. Nur zur Vorsicht. Man kann ja nie wissen…………..
Übrigens
Nicht angesprochen habe ich das Markieren. Das erfordert auch andere Maßnahmen und wäre Thema eines weiteren Blogbeitrags.
Weitere Hilfen
Mieshelle Nagelschneider: “Tipps von der Katzenflüsterin”
Die Autorin beschreibt Programme für eine Verhaltensänderung von Katzen. Sie setzt voraus, dass Katzen von ihren Trieben gesteuert werden. Daher sollte man mit den verschmutzten Stellen andere Verknüpfungen herstellen. So kann man den Katzen antrainieren, dass der Ort, an dem sie sich erleichtern, ein angenehmer Ort ist, wo gespielt oder gefressen wird. Im Normalfall pinkeln Tiere nicht an die Stellen, an denen sie Beute jagen oder fressen.
Christine Hauschild: “Stille Örtchen für Stubentiger”
Dieses Buch kann ich sehr empfehlen, weil es sehr ausführlich auf die verschiedenen Ursachen der Unsauberkeit eingeht und das Problem in einer einfachen Sprache beschreibt. Auch hat die Autorin viele Ideen, wie man Abhilfe schaffen kann. Sie unterteilt in “Klassische Unsauberkeit” und “Harnmarkieren”. Ganz realistisch weist sie darauf hin, dass einfach nicht jedes Fehlverhalten abgestellt werden kann, aber vielleicht minimiert. Selbst wenn einem die Maßnahmen nicht passen, hilft einem das Buch aber, seine Katze besser zu verstehen, sodass sich das Verhältnis zu ihr wieder entspannt.
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