Unsere beiden Katzen sind geistige Überflieger, davon bin ich überzeugt. Das könnt ihr von euren Schnurrern sicher auch behaupten. Wir geraten in Entzücken, wenn unser Kater seine Puppe apportiert und unsere Katze die Haustür öffnet. Immer wieder fragen wir uns, ob solche Fähigkeiten von großer Katzenintelligenz zeugen und ob Kater und Katzen sogar unterschiedlich intelligent sind. Denn während Rousseau die Türen nicht öffnet, will Sari auch kein Spielzeug apportieren.
Intelligenz
Bei der Definition, was Intelligenz überhaupt ist, tun sich die Wissenschaftler schwer. Ganz allgemein und sehr vereinfacht kann man sich auf die These einigen, dass intelligente Wesen die Fähigkeit besitzen, Zusammenhänge zu erkennen und Probleme zu lösen. Wer kennt nicht Menschen, die aber auch gar nichts schnallen und sich nie zu helfen wissen!? Das soll es auch in der Tierwelt geben. Aber nicht alles, was unsere Hauslöwen machen, ist intelligentes Verhalten, vieles davon führen sie instinktiv aus.
Katzen und Hunde
Für uns Katzenbesitzer weniger amüsant ist der Vergleich zwischen Katzen und den Hunden, denen oft eine höhere Intelligenz zugebilligt wird, zumal unlängst festgestellt wurde, dass ihr Gehirn etwa doppelt so viele Nervenzellen besitzt wie das der Katze. Allerdings halten auch hier wiederum Wissenschaftler dagegen, dass die Neuronenzahl nur eine Möglichkeit ist, die Intelligenz zu messen, und nicht erwiesen ist, ob sie wirklich aussagekräftig ist.
Tatsache ist, dass es viel mehr Experimente mit Hunden zur Feststellung von Intelligenz gibt als von Katzen. Diese haben einfach keinen Bock dazu und machen nicht mit. Vielleicht auch ein Zeichen von Intelligenz?! Dazu kommt auch, dass es bei den Tieren – genauso wie beim Menschen – dümmere und gescheitere Exemplare gibt. So hält eine Freundin, die einen Hund und eine Katze hat, ihren Hund für wesentlich unterbelichteter als ihre Katze. Lässt sie z. B. ihren Hund ins Freie, so benutzt er später, wenn er wieder zurückkommt, nur die Tür, aus der er ins Freie ging. Ist sie verschlossen, wartet er. Möglicherweise stundenlang. Die Katze dagegen klappert alle Eingänge und Fenster des Hauses ab, um Einlass zu finden. Nachts bittet sie lauthals vor dem Schlafzimmerfenster um Gehör.
Sari öffnet die Türen
Seit Neuestem hat unser Kater Rousseau das Fernsehen entdeckt. Vor allem Tierfilme interessieren ihn. Verständlich. Während Sari dieses Medium kaltlässt. Ist sie deshalb weniger intelligent? Sari hat aber als Kitten nach zwei Tagen auf ihren Namen gehört. Bei Rousseau ging es länger. Sari machte nach wenigen Monaten die Türen auf. Sie liebt es vor allem, die Haustür zu öffnen. Daher wird sie immer abgeschlossen. Aber manchmal vergisst mein lieber Mann, den Schlüssel umzudrehen. Und genau das hat die freche Maus gecheckt. Und so rennt sie jedes Mal, nachdem mein Mann ins Haus gekommen ist, eilig herbei und springt auf die Klinke, um zu sehen, ob sie aufgeht.
Sari kann etwas mitteilen
Manchmal komme ich mir mit Sari vor wie in einem Lassie-Film. Wir Kinder waren von diesem Hund damals fasziniert, der es vermochte, seinem Freund Timmy etwas mitzuteilen und ihn auch an bestimmte Orte zu führen. Alles Dressur. Aber genau das macht Sari: Sie lockt mich nach Lassie-Manier aus einem Raum und stellt sich vor das Regal im Wohnzimmer, in dem ihre Spielsachen sind. Durch Blicke in eine bestimmte Richtung zeigt sie mir, womit sie mit mir spielen will. Vor zwei Tagen legte ich ihr Lieblingsspielzeug in eine Schublade des Badeszimmerschrankes. Jetzt animiert sie mich, dorthin zu gehen.
Rousseaus schafft alles, was er will
Dieser Kerl hat eine verblüffende Auffassungsgabe. Das erste Kugelspiel hatte er nach wenigen Minuten gecheckt, während Sari einen Tag dazu benötigte. Sämtliche Intelligenzspiele auf der Basis von Leckerlis knackt er sofort, ob mit Pfote, Nase, Kopf. Wenn es um Essbares geht, entwickelt er Bärenkräfte. Sein Geruchssinn scheint auch dem eines Hundes in nichts nachzustehen. Daher muss ich alles, was er anknabbern könnte, verstecken. Kürzlich stellte ich einen Kuchen auf die Kommode ins Schlafzimmer und ließ die Haube einen Spalt offen. Wenig später traf ich ihn – mitten im Kuchen auf dem Boden sitzend, die Haube war weggestoßen und der Kuchen mit Platte lag auf dem Boden. Es war ein Möhrenkuchen, den er besonders liebt.
Psychologen würden ihm auch eine gute Feinmotorik bestätigen. So ließ ich vorgestern für eine Minute einen Einkaufsbeutel mit meinem Frühstücksbrot unbeaufsichtigt im Flur liegen, während ich noch schnell ein wenig Lippenstift im Bad auftrug. Als ich zurückkam, war es aus dem Plastikbeutel herausgezogen, das Pergamentpapier aufgerissen, das Brot aufgeklappt und der Käse angeknabbert.
Rousseau ist auch in der Lage, sich sehr lange zu konzentrieren. Wenn ihm langweilig ist, werfe ich ihm ein Spielzeug durch das Zimmer, und zwar so, dass es irgendwo verschwindet. Er sucht dann systematisch den ganzen Bereich ab, in den es gefallen sein könnte. Ich hatte den Schurrer oft schon vergessen, da entdeckte ich, dass er immer noch suchte.
Rousseau kann gut kombinieren
Wenn Wesen als intelligent bezeichnet werden, die gut kombinieren können, dann gehört Rousseau dazu. Mein Mann behauptet, Rousseau kenne mich und meine Reaktionen in- und auswendig. Er wisse genau, welchen Knopf er drücken müsse, um bei mir das Gewünschte zu erreichen. So war gestern Kaffeebesuch bei uns und alle Plätze am Tisch belegt. Sari akzeptierte das sofort und zog sich auf ihren Liegeplatz zurück. Rousseau passte das nicht. Er wollte auch nicht einsehen, dass er für zwei Stunden nicht im Mittelpunkt stand. Also fing er an wie ein ungezogenes Kind, den Weihnachtsbaum zu bearbeiten: Er riss mehrere Kugeln von den Zweigen, zog an den Kerzen, dass sie sich nach unten bogen, und rüttelte so lange am Baum, bis er umzukippen drohte. Das Ende vom Lied: Rousseau durfte es sich fortan auf meinem Schoß gemütlich machen, bis der Besuch aufbrach, und war höchst zufrieden.
Wer ist intelligenter, Kater oder Katze, Rousseau oder Sari?
Über die unterschiedliche Intelligenz von Katern und Kätzinnen findet man noch weniger in der Literatur als über die Intelligenz von Katzen allgemein. Offensichtlich gibt es dazu verschwindend wenig wissenschaftliche Tests. Ob Rousseau wirklich intelligenter als Sari ist, kann ich nicht sagen. Beide sind in unterschiedlichen Bereichen gut. Deutlich wird allerdings, dass unser Kater die Rolle des Chefs einnimmt und dominiert. Saris Schläue wird dadurch sicher zum Teil unterdrückt.
Auffallend ist auch, dass Rousseau sehr bedacht und vorsichtig ist, wenn er sich auf der Terrasse oder im Garten bewegt, als ob er weiß, dass da draußen Gefahren lauern könnten. Das könnte wiederum ein instinktives Verhalten sein. Sari dagegen stürmt völlig unbekümmert und voller Lebensfreude durch die Terrassentür nach draußen. Beim ersten Schnee landete sie dann mitten im weißen Nass und wusste nicht, wie sie trockenen Fußes wieder herauskommen sollte. Rousseau dagegen kann so etwas nicht passieren. Er setzte einen Fuß in den weißen Schneeteppich, befand, dass ihm das nicht gefiel, und machte kehrt.
Jede Katze und jeder Kater ist anders und alle sind sie einzigartig. Ohne sie wäre unser Leben sehr viel ärmer und freudloser. Was kümmert es uns da, wer von beiden intelligenter ist.
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