Achtung: Diese Geschichte sollte nur lesen, wer in einer Wohngemeinschaft mit einer Katze lebt. Alle anderen würden sie nicht verstehen.

Katzen sind eigentlich nachtaktive Tiere, die sich aber dem Rhythmus ihres Besitzers anpassen. Wenn wir unsere Fellnasen tagsüber genügend auslasten, sind sie abends mit uns müde und begeben sich in Richtung Schlafzimmer, sobald wir uns erheben. Nicht allerdings, wenn sie den ganzen Tag sowieso nur geschlafen haben. Dann tanzt nachts der Bär, dass uns Hören und Sehen vergeht.

So einen Tag erlebten wir letzte Woche, als mir ein leichter Grippeinfekt mit lästigem Schnupfen den Schlaf raubte. Die Schnurrer hatten mich tagsüber nicht eine Minute auf meinem Krankenlager alleine gelassen. Sie waren nur aufgestanden, um Nahrung zu sich zu nehmen.

Eine unruhige Nacht beginnt

Als ich an diesem Abend mein Schlafzimmer ansteuerte, hatte keiner der beiden Lust, mich zu begleiten. Zu ruhig war der Tag verlaufen für meine aktiven Katzen. Da musste jetzt noch etwas kommen. Frauchen war ja außer Gefecht und so konnte man im Haus alle Möglichkeiten nutzen.

Ich versuchte schnell einzuschlafen, was mir aber nicht gelang, denn das Atmen durch meine Schnupfen geplagte Nase war einfach unmöglich. Und ein Schnupfenspray hatte ich nicht im Haus. Natürlich war mein Mann mal wieder auf Geschäftsreise, wie immer wenn ich ihn dringend brauchen würde. Also harrte ich in der Hoffnung aus, doch noch vom Schlaf überwältigt zu werden.

Plötzlich schreckte ich auf: Rums, rums, ein dumpfer Schlag gegen die Eingangstür. Rums, die Gläser in der Vitrine schepperten. Das mussten die Holzklötzchen sein, die ich für mein Patenkind gekauft hatte. 

Gleich darauf ein Getrampel wie von Pferdehufen. Die Schlafzimmertür flog auf, ein Schatten schoss unter mein Bett, gefolgt von einem anderen, tauchte wieder auf und beide verschwanden ebenso schnell, wie sie gekommen waren, im Flur. Dann ein mir sehr wohl bekanntes Geräusch: Sari sprang auf die Klinke der Haustür, um nach draußen zu gehen. Oje!!! Hatte ich die Tür abgeschlossen? Keine Erinnerung. Mir blieb nichts anderes übrig, als mein warmes Bett zu verlassen und nachzuschauen. Und das im Februar: Wenn ich mir noch eine Lungenentzündung hole, sind die Katzen schuld! Fehlalarm. Der Schlüsselbund wackelte noch, aber die Tür war verschlossen. Uff….. Auf dem Rückweg stellte ich fest, dass die Schreibtischlampe brannte. Ich wusste genau, dass ich sie ausgemacht hatte. Das war Rousseau, der mal wieder auf den Schalter getreten war, woraus er sich in letzter Zeit einen Spaß machte.

Und so geht es weiter…..

Irgendwann muss ich dann wohl doch eingeschlafen sein, als mich ein durchdringendes, tiefes Gurren aus dem Schlaf riss. Was für eine Stimmgewalt!! Das musste die Katze des neuen Nachbarn sein. Sie war Freigängerin, im Gegensatz zu meinen beiden Wohnungsschnurrern, die mit einem eingezäunten Garten vorlieb nehmen müssen.  Konnte es sein, dass sie bei uns im Keller eingeschlossen war? Ich stand wieder auf und folgte der Stimme. Leise schlich ich die Kellertreppe hinab. Die Tür zur Waschküche war offen. Was sah ich? Auf dem Trockner saß unser seit Langem kastrierter Rousseau, den Kopf dicht am Fenstergitter, und schmetterte sein Lied in die Nacht. Das verblüffte mich tatsächlich. Unser Schmusekater, unser Wohnzimmerserval, überwältigt von seinen Trieben. Diese Wildheit hätte ich ihm nicht zugetraut. Und solche Laute hatte ich noch nie von ihm vernommen. Aber vielleicht verhielt er sich nachts ja ganz anders als tagsüber. Und da ich normalerweise mit Ohrstöpseln schlafe, was mich allerdings mit so einem Schnupfen wahnsinnig gemacht hätte, bekam ich seine Katzenkonzerte wahrscheinlich bloß nicht mit. Erschöpft ging ich zurück.

Und als ich die Küche passierte, begegnete mir  Sari – mäulchenleckend! Eine Leckerlispur führte von der Küche in den Vorratsraum. Während ihr Bruder im Keller sein Unwesen trieb, hatte diese freche Maus mit ihrer Akrobatiknummer mal wieder die Katzenfutterschublade im Vorratsraum aufgestemmt und die Tüte mit Leckerlis gefunden! ……(Wie sie diese Schublade aufmacht, habe ich in folgendem Blogbeitrag beschrieben: “Unglaublich, was unsere Katzen für Kräfte entwickeln, wenn es um’s Fressen geht.” – Link am Ende des Artikels)

Schnell löschte ich noch das Licht der Schreibtischlampe, die schon wieder an war, und ging ins Bett.

Immer noch nicht vorbei …….

Endlich war ich in einen deliriumartigen, tiefen Schlaf gesunken. Aber nicht lange…. Ein lautes Motorengeräusch ließ mich hochschrecken. Sofort saß ich kerzengerade im Bett, alle Antennen ausgefahren. Ein Auto stand mit laufendem Motor vor meinem Schlafzimmerfenster. Einbrecher!!! Erst letztes Jahr wurden sieben Autos in unserer Straße aufgebrochen. In meinem fiebervernebelten Gehirn spulte sich eine Horrorvision ab, die mich immer mal wieder plagt: Einbrecher dringen bei uns ein, verletzen, ja quälen unsere Katzen oder nehmen sie mit. “Wenn die Telepathie keine Erfindung der Parapsycholgen ist, dann hilf, dass sie jetzt funktioniert!”, flehte ich ins Universum und rief meinen Mäusen in Gedanken zu: “Versteckt euch, sofort!!! ” Mit Getöse riss ich einen Rollladen im Schlafzimmer hoch, um die Eindringlinge zu erschrecken. Ein kleiner, roter Kastenwagen raste davon. Dann huschte ich klopfenden Herzens ins Wohnzimmer, denn ich wusste nicht, was mich erwarten würde: O Wunder, zwei neugierige Katzenköpfe lugten aus ihrem Kartonhaus, das wir für sie zugeschnitten hatten, und sahen mich erstaunt an, als ob sie fragen wollten: ” Was willst du denn schon wieder. Kann man hier nicht mal in Ruhe spielen?”

Der Morgen naht

Was für eine Nacht!! Gegen Morgen musste ich eingeschlummert sein und träumte den Traum, der mir in stressigen Zeiten manchmal zusetzt: Ich fahre in Paris mit der Metro durch die Stadt, ziellos, und suche den Bahnhof, auf dem die Züge nach Deutschland abfahren. Ich weiß nicht, in welcher Linie ich sitze und welche Linie die richtige wäre. Und dieses Mal herrscht ein fürchterliches Gedränge im Waggon. Auf jedem Platz sitzen zwei Leute. Eine schwere Frau hockt auf meinem Schoß und nimmt mir fast die Luft zum Atmen. Meine Beine sind so schwer wie Blei. …….

 

Dann kam ich langsam zu Bewusstsein. Draußen war es schon hell. Konnte es sein, dass sich mein Mann gerade im Bad rasierte? Jetzt war ich voll da und realisierte, dass Sari schnurrend auf meiner Brust lag und ein Lebendgewicht von ca. 7 kg auf meine Beine drückte. Das war Rousseau, der den Rest der Nacht wohl auf meinen Beinen unter der Decke verbracht hatte.

Link zum Beitrag, in dem beschrieben wird, wie die Katzen die Futterschublade öffnen.

Weitere Links zu Abenteuern unserer Katzen:

Wie unsere Katzen einen Elektriker ausgetrickst haben

Wie unser Kater uns mal wieder einen Schreck einjagte

Achtung, Katzenhasser!