Jetzt ist er also entmannt, unser Rousseau! Er wird nie die Freuden des Kopulierens erfahren, sehr schade! Aber man vermisst ja bekanntlich nichts, was man nicht kennt. Seine typvolle Statur, sein toller Charakter, seine Verschmustheit – nichts wird weitergetragen werden. Leider.

Jetzt geht’s zum Kastrieren

Heute Morgen stieg unser Schnurrer also, obwohl er gespürt haben muss, dass irgendetwas nicht stimmte, ohne Probleme in seine Transportbox ein. Komisch für ihn, dass schon gestern Abend sein Teller leer geblieben war, wo er doch für sein Leben gerne isst. Und heute Morgen nun das gleiche Spiel. In Habachtstellung verfolgte er alle meine Bewegungen, keine Lust auf Ablenkung.

In der Nacht hatte es geschneit und die Straßen waren noch stark vereist. Daher wohl auch die gähnende Leere beim Tierarzt. Ein Glück für Rousseau. Die Tierärztin sagte: ” Das machen wir sofort, bevor der Ansturm losgeht. Sie können warten.”  Zu meinem Mann gewandt: “Na ja, die Männer hören das ja nicht so gerne, aber das bisschen ist gleich weggeschnitten.”

Bevor Rousseau überhaupt wusste, was passierte, war er schon im OP, aus dem er wenige Minuten später schon wieder herausgebracht wurde. Ich war selbst erstaunt, wie schnell heutzutage so eine Kastration geht. Während wir uns noch mit der Tierärztin unterhielten, wachte unser Patient schon auf und wir durften nach Hause gehen.

Wieder zu Hause

Rousseau musste im Korb bleiben, bis er auf den Beinen sicher war. Sari verfrachtete ich vorsichtshalber in ein anderes Zimmer, damit der kleine Kerl seine Ruhe hatte. Aber die wollte er eben nicht haben. Mit aller Gewalt versuchte er aus der Box zu steigen. Was ihm nach kurzer Zeit gelungen war. Eigentlich hatte ich ihm ein warmes Plätzchen auf der Fußbodenheizung im Bad vorbereitet. Aber Rousseau wollte sich nicht ausruhen. Als ob er Jahre weg gewesen wäre, musste er jetzt den ganzen Wohnbereich inspizieren, um zu sehen, was sich verändert hatte. Dann konnte ich Sari auch nicht länger von ihm fernhalten, die nicht müde wurde, die fremden Gerüche einzusaugen.

Als ich mich nach dem Mittagessen aufs Sofa setzte, war Rousseau bereit sich auszuruhen. Er legte sich auf meinen Schoß und schlief sofort ein. Gefühlte fünf Stunden verharrte ich dort und wagte es nicht mich zu bewegen, um den kleinen Kerl nicht aufzuwecken. Sari legte sich dazu und so machten wir alle zusammen eine ziemlich lange Siesta. Ein Glück, dass ich mir für den Tag Urlaub genommen hatte.

Irgendwann meldete sich Rousseaus Urinstinkt: Hunger. Zur Entschädigung für zugefügtes Ungemach bereitete ich ihm seine Leibspeise zu: zart gedämpftes Hühnchenfleisch. Natürlich weiß er nicht, dass er den Himmel auf Erden hat.