Nur die wenigsten sprechen darüber, dass ihre Katze Löcher in Pullis nagt, das Bett anknabbert oder sogar Spielzeugmäuse verschlingt. Warum? Vielleicht weil sie fürchten, dass man sie für unfähige Katzenbesitzer hält. So manche Fellnase, deren Tod ungeklärt ist, starb an einem unverdaulichen Gegenstand.

Viele Katzen fressen ungenießbare Dinge

In Versuchen wurde festgestellt, dass zwei Drittel der Katzen gerne an allen möglichen Dingen herumkauen, diese jedoch nicht verschlucken. Ein Hochgenuss ist es für viele auch, Kartons zu zerschreddern, zum Glück meistens, ohne das Papier zu fressen. Leider gibt es aber einen großen Teil von Katzen, die Plasik, Schnürsenkel, Stoffe, Wolle u.v.m. auch hinunterschlucken. Zwar erbrechen sie dies häufig wieder. Passiert aber der Gegenstand den Magen und bleibt im Verdauungstrakt stecken, droht ein Darmverschluss, der das Todesurteil bedeuten kann, wenn er nicht rechtzeitig erkannt und operiert wird. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass diese OPs riskant und sehr kostspielig sind.

Rousseau nach dem Röntgen

Was alles passiert

Der Tierarzt kann ein Lied davon singen, was er alles schon aus Katzen herausgeholt hat. Eine Freundin von mir saß kürzlich einen halben Nachmittag beim Tierarzt, ihre Fellnase daneben im Katzenklo. Beide warteten auf die Wirkung des Abführmittels. Die freche Katzendame hatte die Schnur des gelben Sacks gefressen und nun hing bereits ein Stück aus dem Popo heraus und steckte fest. Viele Spielzeuge sind leider auch so instabil, dass sie beim ersten Biss schon zerbrechen und von Katzen, auch ohne dass sie es wollen, verschluckt werden. Unser Rousseau ist verrückt auf die kleinen Spielzeugmäuse mit Glöckchen im Inneren.  Ich darf ihn aber nie ohne Aufsicht damit spielen lassen. Kürzlich schlang er eine hinunter, würgte sie aber zum Glück wieder heraus. Wir ließen ihn trotzdem röntgen, weil das Glöckchen fehlte. Sie lag einen Tag später im Katzenstreu. Die Aufregung kann man sich ausmalen.

Foto: rihaij auf pixabay

Warum zeigen Katzen dieses Fehlverhalten? Das Pica-Syndrom

Die meisten jungen Katzen, die alles ausprobieren und an allem herumknabbern, hören mit zunehmendem Alter von selbst damit auf. Aber ein Teil unserer Schnurrer legt dieses Verhalten nicht ab. Bei ihnen handelt es sich tatsächlich um eine Zwangsstörung. Sie heißt das Pica-Syndrom. Bis heute ist nicht geklärt, ob diese Störung genetische Ursachen hat, ob sie auf eine zu frühe Entwöhnung zurückzuführen oder eine Reaktion auf Stress ist. Vielleicht ist sie auch ein Teil von allem. Häufig liest man, dass Siamkatzen und deren nahe Verwandte, also auch die Burmesen, vermehrt am Pica-Sydrom leiden.

Sari auf der Terrasse

Wie kann ich meine Katze schützen?

Gegen das Pica-Syndrom gibt es  grundsätzlich kein Allheilmittel. Aber man kann versuchen, das Problem einzudämmen und seine Katze zu schützen.

Schritt 1: Zuerst sollte eine gründliche Untersuchung beim Tierarzt erfolgen, um auszuschließen, dass Zahn- oder Verdauungsprobleme vorliegen. Vielleicht hat deine Katze auch einen Vitaminmangel, den man beheben kann.

Schritt 2: Beobachte deine Fellnase genau, um festzustellen, wann es zu dem Fehlverhalten kommt. (Wenn sie alleine ist oder in deiner Anwesenheit.)  Bevorzugt sie bestimmte Orte und Gegenstände in der Wohnung? Was frisst sie? Plastiktüten z. B. können Fette enthalten, die anziehend auf sie wirken.

Schritt 3: Räume alles weg, was deiner Katze gefährlich werden kann. (Manchmal ist das auch für uns ganz gut. Katzen zwingen uns zu mehr Ordnung.) Kabel müssen ummantelt oder in Schienen verlegt werden.

Schritt 4: Biete deiner Katze andere Dinge zum Kauen an, z. B. hochwertige proteinreiche Leckerlis, Katzengras oder robustes Hundespielzeug. Es gibt Hartgummi-Puzzlebälle, die sich mit Leckerlis füllen lassen.

Schritt 5: Überlege, wodurch deine Katze eventuell gestresst sein könnte. Gibt es Plätze in der Wohnung oder Situationen, die Stress auslösen? Versuche, das Unbehagen abzustellen.

Schritt 6: Stärke die Beziehung zu deiner Katze. Belohne sie für positives Verhalten. (Nimm ihr den Gegenstand weg, an dem sie kauen will, und gib ihr eine Alternative. Belohne sie, wenn sie ihn akzeptiert.) Lasse sie nicht zu viel alleine. Spiele jeden Tag mehrmals mit ihr. Stärke ihr Selbstbewusstsein, indem du ihr Erfolgserlebnisse im Spiel bescherst. Ungünstig und eher frustrierend sind Laserpointer, da die Katze ihre Beute nie fangen und festhalten kann.

Unser Burmakater Rousseau

Viele Zwangsstörungen haben wohl selbstberuhigende Komponenten. Bei den Menschen sind diese das Rauchen, Trinken, Nägelkauen. Und Katzen versuchen häufig, ihren Stress durch Kauen an allen möglichen Gegenständen abzubauen. Dabei geraten sie durch den Umstand, dass ihre Zunge aus hornigen Stacheln besteht, erst recht in Lebensgefahr. Denn sie verhindern, dass wieder etwas ausgespuckt werden kann, was einmal aufgenommen wurde.

In folgendem Beitrag findest du auch viele Gründe, warum deine Katze unzufrieden sein könnte.

Warum Katzen unsauber werden

 

Vielleicht hast du Lust, jetzt noch etwas Lustiges zum Thema Fressverhalten zu lesen.

Hier ein Link: Nein, diese Dose fress ich nicht!