Du kennst folgende Situation: Du glaubst, deiner Katze erfolgreich beigebracht zu haben, dass sie nicht auf die Arbeitsplatte der Küche springt. Dann erzählt dir deine Nachbarin voller Begeisterung, wie süß es aussieht, wenn deine Katze morgens während deiner Abwesenheit immer von der Arbeitsplatte aus das Geschehen der Straße beobachtet. Na toll, eigentlich hätte das Haus noch genügend andere Fenster zum Rausgucken.

Und so gibt es massenhaft Beispiele, die zeigen, wie schwer oder fast unmöglich es ist, Katzen – im Gegensatz zu Hunden – zu erziehen. Das heißt nicht, dass Katzen doof sind. Aber sie haben eben ihren eigenen Kopf.

Rousseau juhu

Wie steht es nun mit der Erziehung von Katzen?

Ein Mann verkündete einmal allen Ernstes in einer Gruppe sein Erfolgsrezept für Kater, die markieren. Seinen Kater würde er jedes Mal als Strafe den ganzen Tag und die folgende Nacht in sein kleines Gästeklo einsperren. Wenn er dann mal wieder markieren würde und er ihn anbrülle, würde der Kater schon von selbst in Richtung Gästetoilette gehen. Super! Abgesehen von dieser Tierquälerei hat der Kater gelernt, dass er in ein Verlies muss. Aber er hat nicht verstanden, dass er nicht herumpinkeln soll. Ein toller Erziehungserfolg!

Ein weiteres Beispiel

Das Beispiel des Katers meiner Tante zeigt eine weitere Reaktion, die Katzen an den Tag legen können: Meine Tante musste im Alter in eine kleine Wohnung ziehen. Der prächtige Kater, der bis dahin einen großen Auslauf im Freien hatte, fing an zu markieren. Ihr Schimpfen und Schreien machten den Kater so aggressiv, dass er anfing, sie und alle Besucher zu attackieren. Das Markieren stellte er allerdings nicht ein.

Noch ein Beispiel

Wie wenig Katzen mit unserer Denkweise etwas anfangen können, bewies mein allererster Kater, der schon lange tot ist. Er wollte immer auf unserem weißen Sofa liegen, das wir uns von unserem ersten selbst verdienten Geld angeschafft hatten. Jedes Mal, wenn er hochsprang, schimpfte ich. Da das Sofa ja ein höchst angenehmer Platz für ihn war und er aus Katzensicht nicht verstand, warum er es meiden sollte, hieß das für ihn, dass er es sich eben darauf bequem machen musste, wenn wir es nicht bemerkten. Und das war nachts. Morgens sah ich dann die Kuhle, in der er gelegen hatte, die manchmal noch warm war. Leider war ich damals noch sehr naiv und unerfahren, was Katzen betrifft.

Rousseau schläft mit Frauchen

Warum kapieren Katzen nicht, was wir von ihnen wollen?

Katzen sind im Gegensatz zu Hunden Einzel- und Reviertiere, was nicht heißt, dass sie keine Artgenossen brauchen. In der Wildnis leben sie oft in großen Zweckgemeinschaften zusammen.  Sie könnten alleine leben und brauchen uns Menschen eigentlich nicht. Im Grunde genommen sind sie trotz des Zusammenlebens mit uns immer noch kleine wilde Tiere, deren Gene der Mensch nicht ändern konnte. Ihr Charakter ist seit Beginn des gemeinsamen Weges der gleiche geblieben. Und er ist es, was die Katze ausmacht und weshalb uns die Katze so fasziniert. Aber manchmal ist es genau das, was uns Probleme bereitet.

Da Katzen ja ursprünglich alleine überleben mussten, ist ihr Verhalten von ihrem Selbsterhaltungstrieb gesteuert und nicht von irgendwelchen Emotionen uns gegenüber. Daran sollte man bei allen Erziehungsversuchen immer denken und kann dann auch Erfolge erzielen. Wenn es allerdings zu einem richtigen Fehlverhalten kommt und Katzen z. B.  im Haus markieren oder Kot außerhalb des Katzenklos absetzen, hat das meistens einen Grund, der in ihrem Lebensumfeld, der Wohnung oder an ihrem menschlichen Partner liegt.  Ursachen können Ängste sein, Probleme mit anderen Katzen im Haus, Langeweile, aber auch körperliche Beschwerden, was beim Tierarzt abklärt werden muss.

Katzen ticken einfach vollkommen anders als wir Menschen. Der Fehler, den wir häufig machen, ist, dass wir den Katzen die gleichen Charaktereigenschaften zuschreiben wie uns Menschen. Wir glauben, unsere Katze wolle uns mit ihrem Fehlverhalten bestrafen oder uns ärgern.  Aber ihr Verhalten ist oft nur eine Reaktion auf einen Zustand oder ein Verhalten unsererseits. Das bedeutet, leider, dass wir an unserem Verhalten oder an der Umgebung etwas ändern müssen, um einen Erfolg bei unseren Schnurrern zu erreichen. Das wird uns jeder Katzenpsychologe sagen, den wir zu Rate ziehen.

Meine Katzen haben schon viel gelernt

Auch wenn unsere Katzen morgens auf der Arbeitsplatte in der Küche sitzen, habe ich ihnen trotzdem schon vieles beigebracht: Sie wetzen ihre Krallen nicht mehr an den Sesseln (wenn ich es sehe), sie benutzen die Wohnzimmervorhänge nicht mehr als Rennbahn (wenn ich dabei bin), sie nagen nicht mehr am künstlichen Buchsbaum im Flur und sie springen Besuchern nicht mehr auf die Schulter.

Allerdings schieben sie nach wie vor die Gardinen im Schlafzimmer zur Seite, wenn sie im Garten die Vögel beobachten wollen. Sie öffnen die Haustür, wenn es läutet. Sie staksen vorsichtig zwischen dem Schnickschnack auf den Fenstersimsen. Sie klettern auf die Schränke, um bessere Sicht auf die Besucher zu haben. Und das ist gut so. Dafür lieben wir sie! Allerdings stibitzen sie immer noch Leckerbissen, wenn ich sie herumliegen lasse. Meine eigene Schuld, finde ich.

Was ich noch sagen wollte

Es gibt natürlich einige einfache Möglichkeiten, unseren Schnurrern beizubringen, was wir von ihnen wollen, wenn nicht ein massives Fehlverhalten vorliegt. Und manchmal halten sie sich auch daran. Wie wir dabei vorgehen können, werde ich in einem anderen Artikel thematisieren.

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